Einsatzübung Grundwurm 2022 erfolgreich durchgeführt
Am Samstag, dem 05.11.2022, fand die Katastrophenschutzübung „Grundwurm 2022“ im Rabenauer Grund, unweit des Bahnhofes Seifersdorf statt. Die Betreibergesellschaft der Weißeritztalbahn, die SDG, ist ähnlich wie die Deutsche Bahn zum Vorhalten und Überprüfen eines Notfallmanagements verpflichtet. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Dippoldiswalde, Ortsfeuerwehr Seifersdorf, der Freiwilligen Feuerwehr Rabenau und dem DRK-Kreisverband Dippoldiswalde e.V. wurde ein Übungsszenario für Notfälle an der Kleinbahn in schwierigem Gelände geplant. Hier sollten erstmals die Meldewege seitens der SDG, das Zusammenspiel der Feuerwehren, des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes geprobt werden. Die besondere Herausforderung stellt die Topographie des Rabenauer Grundes dar. Zwar malerisch gelegen, sind die steilen Hänge, das unwegsame Gelände und die schlechte Telefon- und Funkverbindung im Ernstfall eine echte Herausforderung für Rettungseinsätze.
Nach längerer Vorbereitung trafen sich am frühen Samstagmorgen die Kameradinnen und Kameraden des DRK-Einsatzzuges Dippoldiswalde am DRK-Zentrum zum Briefing. Ebenfalls involviert waren zwei Besatzungen von Rettungswagen des Regelrettungsdienstes und der organisatorische Einsatzleiter Rettungsdienst (OrgL). Denn auch im realen Ernstfall wird zunächst der Regelrettungsdienst alarmiert, beginnt mit der Sichtung und alarmiert die ehrenamtlichen Helfer des Katastrophenschutzes nach. Der Einsatzzug hat aufgrund seiner Größe eine Vorlaufzeit von mindestens einer Stunde. Er setzt sich aus 32 Helfern zusammen und ist unterteilt in die Komponenten Führung, Sanität, Betreuung, Versorgung und Transport.
Neben den Mitgliedern des Einsatzzuges, waren außerdem zahlreiche Helfer im Einsatz, um als Verletztendarsteller zu agieren, um die „Verletzten“ mit täuschend echt wirkenden Verletzungen zu schminken oder um als neutraler Beobachter der Übung beizuwohnen und zu dokumentieren, was gut, was noch nicht so gut lief.
Für den Einsatz „Grundwurm 2022“ wurde angenommen, dass ein Zug der Weißeritztalbahn auf Talfahrt auf einen umgestürzten Baum trifft, eine Gefahrenbremsung einleitet und ruckartig zum Stehen kommt. Durch dieses Manöver stürzen mehrere Personen im Zug und sind unterschiedlich stark verletzt.
Nach und nach wurde nun die Notfallkette in Gang gesetzt: Die Zugbegleiter meldeten den Vorfall der Fahrdienstleitung, verschafften sich einen Überblick, wo sich der Zug gerade befand und setzten den Notruf ab. Kurz darauf trafen die Feuerwehren aus Seifersdorf und Rabenau am Bahnhof Seifersdorf ein und mussten sich zu Fuß entlang der Gleise etwa 700m zum Einsatzort durchschlagen. Die Feuerwehr Rabenau konnte dafür auf einen speziellen Schubwagen zurückgreifen, der auf die Gleise gesetzt werden kann und mit dem Material oder Patienten zügig und sicher transportiert werden können. Der ebenfalls eingetroffene Rettungsdienst begann mit der Sichtung der Patienten nach dem sog. Triage-System. Dies bedeutet, dass Betroffene und Verletzte aufgrund ihrer Verletzungen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden: Rot – sofortige Behandlung/vitale Bedrohung, gelb - verletzt und mit Priorität zum Transport, grün – leichtverletzt oder unverletzt, blau – abwartende Behandlung/verstorben. Bei so einem „Massenanfall von Verletzten“ (MANV) muss der Rettungsdienst umdenken und von der Individualmedizin zur Katastrophenmedizin umschalten. Hier liegt das Ziel in der Rettung möglichst vieler Patienten, ggf. zum Nachteil einzelner Schwerstverletzter, denen aufgrund mangelnder Ressourcen nicht im erforderlichen Maß geholfen werden kann. Auch für die Kameradinnen und Kameraden des Rettungsdienstes ist so ein Vorgehen nicht alltäglich und muss deshalb regelmäßig geübt werden.
Parallel zu den anlaufenden Rettungsmaßnahmen traf der Einsatzzug in Seifersdorf ein und begann mit dem Aufbau eines Betreuungszeltes für Leicht- oder Unverletzte, dem Aufbau eines Behandlungszeltes und der Organisation eines Rettungsmittelhalteplatzes zum Transport der Patienten. Zeitgleich bezog die Versorgungskomponente des Einsatzzuges beim DRK Dippoldiswalde Stellung und begann mit der Zubereitung von warmen Getränken und Mahlzeiten mit Hilfe des Feldkochherdes. Die Kommunikation wurde mit der „Übungsleitstelle“ des DRK-Freital aufrechterhalten und das THW Dippoldiswalde dokumentierte das Geschehen mit der Drohnenstaffel.
Nach Abschluss der Sichtung vor Ort, meldeten die Rettungsteams dem OrgL die Anzahl und Kategorie der Verletzten in den einzelnen Wagons. Es galt insgesamt 3 Schwerverletzte der Kategorie 1 (rot), 2 mittelschwerverletzte der Kategorie 2 (gelb) und 21 Leicht- bzw. Unverletzte der Kategorie grün geordnet zu versorgen und aus dem Gefahrenbereich zu retten. Der Notarzt des Einsatzzuges übernahm anschließend die Zweitsichtung und koordinierte mit den Kameraden der Feuerwehr die Reihenfolge und den Abtransport der Verletzten aus dem Zug zum Behandlungsplatz.
Um den Unverletzten/Leichtverletzten, die im Zug auf ihren Abtransport warten mussten, beizustehen, sie seelisch zu betreuen waren Teams des Kriseninterventionsteams Osterzgebirge mit vor Ort und entlasteten auf diese Weise die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst. Nachdem zunächst die Schwerverletzten mit Trage und Schienenwagen zum Behandlungsplatz gebracht wurden, begann dann der Abtransport der Unverletzten. Am Bahnhof Seifersdorf erfolgte die Übergabe an die Bereitstehenden Rettungsmittel. Die Patienten wurden im Behandlungszelt nochmals ärztlich gesichtet, mit Medikamenten versorgt und dann in ein „Krankenhaus“ (hier die Rettungswache Dippoldiswalde) abtransportiert. Zwischenzeitlich wurde am Behandlungsplatz eine Versorgungsstelle aufgebaut, wo die Betroffenen in einem beheizten Zelt von den Einsatzkräften betreut und mit warmen Speisen und Getränken versorgt wurden. Auch hier standen die Kameradinnen und Kameraden des Kriseninterventionsteams den Betroffenen bei.
Nachdem alle „Patienten“ versorgt und abtransportiert waren, konnten sich auch die Einsatzkräfte mit Speisen und Getränken stärken. Es folgte eine kurze Auswertung aus Sicht von SDG, Feuerwehr und DRK.
Dies war seit fast zwei Jahren die erste größere Ausbildungsmaßnahme mit mehreren Organisationen. Ziel war diesmal explizit nicht die Schnelligkeit, sondern das geordnete Zusammenspiel der verschiedenen Strukturen, sowie die Überprüfung von Meldewegen und Kommunikation. Gerade letztere war sehr schwierig, da die Funklöcher mitunter eine Kommunikation untereinander stark einschränkten. Viele unserer jungen Kameradinnen und Kameraden waren in diesem Jahr das erste Mal bei einer Einsatzübung dabei und haben sich sehr gut geschlagen.
In den nächsten Wochen erfolgt nochmals eine genauere Auswertung mit den Verantwortlichen und darauf aufbauend Empfehlungen bzw. Handlungsanweisungen für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintreten wird.
Insgesamt waren an der Einsatzübung rund 130 Kameradinnen und Kameraden von Feuerwehr, SDG, Rettungsdienst und Katastrophenschutz beteiligt. Wir danken allen Organisatoren für die gelungene Übung und allen unseren ehrenamtlichen Helfern, die ihre Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen.